Zum Aktivieren des Google-Übersetzers bitte klicken. Wir möchten darauf hinweisen, dass nach der Aktivierung Daten an Google übermittelt werden.
Mehr Informationen zum Datenschutz

Geschichtliche Entwicklung

Bis vor 200 Jahren waren trotz herrschaftlicher Forstordnungen die ursprünglich überall vorhandenen Wälder durch langjährige Übernutzung fast vollständig zerstört. Ausgedehnte Heideflächen oder durch Vieheintrieb geschädigte Waldreste prägten das Landschaftsbild in Mitteleuropa.

Die Notwendigkeit des Wiederaufbaues von Wäldern in Deutschland führte vor 200 Jahren zur Einrichtung von Forstakademien. Es erfolgten Wiederaufforstungen auf riesigen Kahlflächen.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Wiederaufforstung einstiger Wälder war es, eine Vorstellung zu entwickeln, was „Wald“ eigentlich sei und wie in ihm die Lebensabläufe vor sich gingen.
Dem Vorbild der Landwirtschaft entsprechend entwickelte sich das waldbauliche Denkmodell des sog. „Altersklassenwaldes“, dessen Generationenabfolge durch Wiederaufforstung nach Kahlschlag erfolgt.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch erfuhr dieses vornehmlich mechanistisch-technische Denken in der Forstwissenschaft eine Wende hin zu einer biologischen Grundauffassung vom Walde ("Der Dauerwaldgedanke, sein Sinn und seine Bedeutung" 1922, von Alfred Möller).

Forstleute interessierten sich nun für die naturgemäße Erhaltung des Waldgefüges ohne Generationenabfolge durch Kahlschlag - den "Dauerwald".

Als bildhaftes Beispiel sei der berühmte Chirurg und "Waldarzt" August Bier hier aufgeführt. Er kaufte 1912 einen heruntergewirtschafteten Kiefernwald in der Mark Brandenburg (Sauener Wald). Standesgemäß betrachtete er diesen als "Patienten" und erbrachte waldbauliche Impulse zu seiner Genesung (Bodenverbesserung, Mischwaldbegründung).
Entgegen der sich wandelnden forstlichen Erkenntnisse wurde der Dauerwaldgedanke forstpolitisch noch Jahrzehnte unterdrückt. Es wurden allerdings fortlaufend Lehrreviere eingerichtet, um u.a. Erkenntnisse für spätere Zeiten zu gewinnen.

Forstleute, die sich für den Dauerwald einsetzen wollten, gründeten 1950 die "Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft" (ANW) in Schwäbisch-Hall (46 Mitglieder). Aufgrund extrem steigender Mitgliederzahlen in den 80er Jahren wurden Landesgruppen in der ANW eingerichtet.

1989 wurde auf europäischer Ebene der ANW-Dachverband naturgemäß denkender Forstleute - PRO SILVA - gegründet; derzeit existierte außer in der Bundesrepublik Deutschland nirgends ein Verein naturgemäß orientierter Forstleute. Aufgabe des Verbandes ist es, neben dem Austausch von Erfahrungen und einer internationalen Zusammenarbeit, die forstliche Wissenschaft sowie die Gesetzgebung in ihrem Sinne mitzugestalten .

In den Waldgesetzen der meisten bundesdeutschen Länder hat mittlerweile naturgemäßes Gedankengut mehr oder weniger Eingang gefunden.